Der Karnevalsverein »Escher Wend« 1959 e.V.

Karneval oder wie es in Kaisersesch heißt, »Escher Fasenesch«, wurde in Kaisersesch schon früher gefeiert. Insbesondere Namen wie Thielens Walter, Bertrams Hännes, Dieths Phillipp und Göbels Hans rufen bei den älteren Kaiserseschern Erinnerungen wach. Mit Beginn des 2. Weltkrieges 1939 war die Zeit der Fasenesch auch in Esch vorbei. Trotz wirtschaftlicher Not, wertloser Reichsmark, Wiederaufbau und den auf den Alttag liegenden Druck versprühten die alten »Jecken« bereits kurz nach Kriegsende das berühmte »Kribbeln« in sich, wenn die Fastnachtszeit nahte. 1947 war der einzigste Verein, der sich aus Heimkehrern gebildet hatte und die reifere Jugend um sich scharte, der »Männergesangverein«, und dieser Verein machte sich dann auch die Pflege des Karnevals zur Aufgabe. Dabei kam erschwerend dazu, das die französische Besatzungsmacht jedem Verein peinlich genau auf die Finger schaute. Alles, was nicht ausdrücklich genehmigt war, durfte nicht stattfinden. Zuwiderhandlungen wurden hart bestraft. Daß dies, insbesondere wegen des satirischen Inhalts der karnevalistischen Veranstaltungen, auf die Fasenesch hemmend wirkte, muß man nicht ausdrücklich betonen.

Im Kreis Cochem hatte der französische Militärgouverneur Cambournac per Dekret alle karnevalistischen Veranstaltungen, insbesondere die Maskeraden, streng verboten. Das Verbot ging dem Bürgermeisteramt Kaisersesch am »Fetten Donnerstag« morgens im verschlossenen Umschlag gegen Empfangsbestätigung zu. Hier ahnte man den Inhalt des Briefumschlages, der deshalb ungeöffnet in der Schublade verschwand, denn abends war, per Mund-zu-Mund-Propaganda, Maskentreiben und Büttenreden bei »Jängels Fritz« (Gasthaus Geschwister Wagener) angesagt. Der Wirt hob für seine Unkosten 1,-Mark »Stoppengeld« je Flasche Wein, die man von zu Hause in der Aktentasche mitgebracht hatte; Zigaretten der Marke »Bosco« wurden für 30 Mark pro Packung »schwarz« gehandelt. Nachdem am frühen Morgen das Programm »abgespult« war, konnte beruhigt mit der Ortsschelle bekannt gegeben werden, das »Karnevalistische Veranstaltungen und Maskeraden strengsten untersagt seien und Zuwiderhandlungen mit Arrest bestraft würden«. Das war die Fasenesch, als man den Schlager »Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien«, womit die drei Besatzungszonen gemeint waren, sang.

Der Kaisersescher Männergesangverein führte bis 1954 das närrische Zepter. Ab 1955 übernahm der Junggesellenverein das Escher Narrenschiff. Der »imposanteste Präsident im ganzen Land«, nämlich »Bathese Pitte« oder »de Escher Pitte«, wie er im Umland als Fahrer des Milchautos bekannt war, mit bürgerlichem Namen Peter Klein, wurde Präsident. Mit seinem Elferrat, dem Willi Lautenbach, Hubert Gansen, Helmut Münk, Karl Bretz, Peter Schopphoven, Ernst Junglas, Heinrich Miesen, Günther Krämer, Johannes Schabarum und Hans Klinkner angehörten, mußte Präsident »Pitte« 1956 seine erste Bewährungsprobe als Oberhaupt der Escher Narren bestehen. Bis 1959 wurden die Karnevalistischen Veranstaltungen unter der Regie des Junggesellenverein ausgeübt. An Fastnacht 1959 kam es dann zur Gründung eines Karnevalvereins. Ursächlich dafür war eine »Büttenrede« von Hermann Josef Sittig, der den Elferrat des Junggesellenvereines, in dem auch »ehemalige Junggesellen«, also Verheiratete, saßen, mit den Worten begrüßte: »Esch man Ihr däht et baal iwwetrejwe, wollt ihr ewig Junggjeselle blejwe?«

Willi Lautenbach der Sitzungsleiter der Fastnachtsitzung, der sich bereits vorher mit diesem Problem befasst hatte, lud an Fasnachtsdienstag zur Gründung eines Vereins ins Gasthaus Münk ein. Gegen den ebenfalls zur Debatte stehenden Namensvorschlag »Escher Papejekraare« wurde beschlossen, den neuen Verein »Karnevalsverein Escher Wend« zu nennen, weil dieser Ausdruck seit jeher für den Einwohner von Kaisersesch gebräuchlich ist, und man damit eine besondere Art des Volkscharakters des Kaiserseschers, nämlich eine gewisse Leichtigkeit und Neigung zur Übertreibung in der Eigendarstellung, ausdrücken will. Auf der Rückseite eines Plakates über die Karnevalsveranstaltungen 1959 bestätigten allein in den Gasthäusern Münk und Eifeler Hof über 60 Unterschriften die Mitgliedschaft im neuen Verein, und anschließend fuhr Präsident Peter Klein mit seinem LKW von Gasthaus zu Gasthaus auf Mitgliederwerbung. Schließlich waren mehr als 100 Mitglieder dem Verein beigetreten. Erster Vorsitzender des Vereins wurde Willi Lautenbach, der bis 1963 amtierte. Sein Nachfolger, Helmut Münk, stand dem Verein im Jahre 1964 vor und ihm folgte 1965 Heinrich Miesen, der dann 1966 wieder von Willi Lautenbach abgelöst wurde. Ihm folgte Ludwig Lauer. 1970 begann mit dem Vorsitzenden Klaus Juchem eine neue Ära. 1970 und 1971 fanden die Kappensitzungen erstmals in einem großen Festzelt statt. 1974 wurde Winfried Laux Vorsitzender. 1981 wurde dann noch einmal Ludwig Lauer Vorsitzender, dem dann 1985 Horst Walgenbach folgte, dieser gab sein Amt 2001, aus beruflichen Gründen, an seinen Bruder Walter ab. Sitzungsleiter war bis 1971 ununterbrochen Willi Lautenbach, der dann von der närrischen Bühne abtrat. Ihm folgten ab 1976 Ludwig Lauer und ab 1987 Rudi Görig, genannt der »Semm«, seit 1998 Walter Walgenbach. Dieser musste das Amt aus gesundheitlichen Gründen 2004 an seinen Bruder Horst abgeben.

Die Chronik des Vereins berichtet uns über weitere bemerkenswerte Daten im Laufe der Jahre, u. A.: Am 7. Januar 1981 brach im Saale der Geschwister Wagener, dem »Narrentempel« ein Brand aus. Die karnevalistischen Veranstaltungen des Jahres 1981 konnten hier nicht mehr stattfinden. Dankenswerterweise genehmigte die Verbandsgemeinde Kaisersesch die Durchführung der Fastnacht in der Feuerwehrhalle.

1986 fanden die Veranstaltungen in der Schützenhalle statt, weil die Durchführung im Saale der Geschwister Wagener aus gesundheitlichen Gründen der Inhaber nicht möglich war. Auf Anregung des Ortsbürgermeister Erich Mieden wurde 1990 die »Kirmesgesellschaft Kaisersesch« gegründet, zu deren Gründungsmitgliedern auch der »Escher Wend« gehörte.

1991 sah sich der Karnevalsverein wegen des Golfkrieges veranlasst, alle karnevalistischen Veranstaltungen ausfallen zu lassen. Ebenfalls 1991 beschließt der Verein, die von der Gemeinde Kaisersesch angestrebte und im Jahr 1992 formell besiegelte Gemeindepartnerschaft mit Görsbach in Thüringen zu unterstützen und mit Leben zu erfüllen. Nach erster Kontaktaufnahmen mit Vereinsvertretern des GKV (Görsbach Karnevalsverein) im Rahmen der Einweihungsfeierlichkeiten der renovierten »Alten Schule« im November 1991, erfolgte der erste Besuch einer Delegation des »Escher Wend« in Görsbach am 8. und 9. Febr. 1992. Die freundschaftlichen und partnerschaftlichen Beziehungen zwischen den Mitgliedern der beiden Karnevalsvereine werden seitdem durch regelmäßige Besuche und Gegenbesuche vertieft.

1992 veranstaltete am Freitag vor der Kaisersescher Kirmes die Funkengarde des Karnevalsvereins erstmalig ein Tanzturnier, an dem 7 Garde- und 3 Schautanzgruppen teilnahmen. Die Funkengarde Kaisersesch errang dabei den 1. Platz im Gardetanz. Im gleichen Jahr konnte die Funkengarde bei einem Tanzturnier in Beuren den 1. Platz im Garde- und den 3. Platz im Schautanz belegen.

1993, zu Beginn des Jahres, wurde die Gemeinnützigkeit des Vereins anerkannt und der Verein im Vereinsregister eingetragen. Der Umzug an Rosenmontag findet im jährlichen wechselndem Turnus mit den Karnevalsverein Illerich, zu dem sich eine enge Freundschaft entwickelt hat, statt.

1995 und 1996 musste der Escher Wend, weil der Schützenverein die Miete für die Halle erhöht hatte, den Karneval im Zelt durchführen. Aber mit Alfred Schuck, Gönner vom Escher Wend und Rektor der Pommerbachschule, fand sich 1997 ein neuer Herbergsvater, er stellte »seine Schule« zur Verfügung. Zwar musste für den Rosenmontag noch ein Zelt aufgestellt werden, dies erledigte sich allerdings nach Gesprächen und vielen Unfallverhütungsmaßnahmen ab dem Jahr 1999. Der Umbau zur Narrhalla mit Sektbar und Bühne wird an 2 Wochenenden bewerkstelligt.

2002 legt der seit 15 Jahren amtierende 1. Vorsitzende Horst Walgenbach aus beruflichen Gründen sein Amt nieder. Er begründet dies mit dem Satz: »Damit der Escher Wend wieder frei wehen kann«. Es wurde allerdings gemunkelt, dass sein damaliger Chef Ewald Mattes, ihn unter Druck gesetzt habe, um einen Vortrag der Gesangsgruppe »Die Spinnen« über seine »Frauengeschichten« zu verhindern.

2003 wurde die schon seit langer Zeit von Horst Walgenbach geplante Theatergruppe gegründet. Diese Gruppe des Vereins war dem KV genauso unterstellt wie die Möhnen, Elferräte oder Funken. Die Aufführungen auf der Freilichtbühne waren ein voller Erfolg. Der Regisseur Helmut Mattern und seinen Schauspieler gingen mit viel Spaß an die Sache. Angefangen mit der Weihnachtsgeschichte am Weihnachtsmarkt, mit lebenden Tieren, über die Sommerveranstaltung »Die Bannmüze«, waren auch bei schlechtem Wetter nahezu alle Plätze ausverkauft.
Dem langjährigen Präsidenten Peter Klein wurde die Ehrenprüsident- und Ehrenmitgliedschaft verliehen. Amtsbürgermeister a.D. Florian Wolf ist ebenfalls Ehrenmitglied des Vereins. Das 3. Ehrenmitglied Klaus-Werner Juchem wurde auf der 1. Kappensitzung am 17.02.2001 ernannt. Im Jahr 2007 verstarb unser Ehrenmitglied und Gründer des KV Escher Wend Peter Klein.

2009 feiert der »Escher Wend« sein 50 jähriges Jubiläum. Begonnen wurde mit einem Festkomers der von allen Besuchern, auch jenen aus Politik und Prominenz, in den höchsten Tönen gelobt wurden. Bei dieser Veranstaltung hatte Markus Laux seine Premiere als Sitzungsleiter. Er übernahm diese Position, weil sein Patenonkel und bis dahin amtierender Sitzungsleiter Horst Walgenbach erkrankte. Ebenso waren auch die Sitzungen und der Rosenmontagszug unter seiner Leitung ein voller Erfolg. Das Sommerfest, dass der Escher Wend sonst an der Alten Schule durchführt, wurde ins Kirchenumfeld im Stadtkern verlegt. Dort präsentiert der Escher Wend die kölsche Bands »de Boore« und die »Kolibris«. Horst Walgenbach wird auf der Jahreshauptversammlung am 24.10.2010 im Waldhotel Kurfürst in Kaisersesch zum Ehrenmitglied ernannt und steht weiterhin dem Escher Wend hilfreich zur Seite.

Quellen

Toni Fröhlich, Festzeitschrift 1984
Erinnerungen Willi Lautenbach
Auskunft Horst Walgenbach
Aktualisierung ab 1989 Arno Schäfer

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